Wer meinen Juniorchef Benjamin kennt, weiß, dass der ein Mann der vielen Leidenschaften ist. Besonders für dunkelhaarige Schönheiten mit flinken Beinen hat er eine Schwäche. Das Objekt seiner Begierde nennt sich „Rupicapra rupicapra“ und ist – ihr habt es sicher schon erraten, nichts anderes als die Gams. Diese Wildtiere aus der Familie der Hornträger – seit der Rechtschreibreform im Plural übrigens Gämsen, nicht mehr Gemsen geschrieben, gehören bei uns in den Alpen seit Jahrhunderten zu begehrten Fleisch- und Felllieferanten. Wer schon einmal eine Kaminwurze aus Gämsenfleisch gegessen hat, weiß warum. Und was wäre ein Trachtenhut ohne einen ordentlichen Gamsbart? Der kommt nicht vom Kinn des Gamsbockes, sondern vom Rücken. Überhaupt wimmelt es im Jägerlateinbuch nur so von Spezialausdrücken für die Erscheinung und Lebensart dieser Tiere. Als „Scharwild“ oder „Geraffel“ wird ein Gamsrudel aus weiblichen Tieren und ihrem Nachwuchs bezeichnet, wenn von „Krucken“ oder „Krickel“ die Rede ist, meint man damit die Hörner. Und wenn sich eine Gams ein „Haberl“ gönnt, macht sie auf der Flucht eine kleine Pause.
Von magischen Magensteinen und Zauberblut
Beim Erzählen von „seinen“ Gämsen kommt Benjamin leicht ins Schwärmen. Wer einmal ein Geraffel in freier Wildbahn beobachtet hat, versteht warum. Die Kletterkünste und die Trittsicherheit dieser Tiere sind außergewöhnlich. Ein besonderes Schauspiel ist die Brunftzeit im Spätherbst, wenn die Böcke unerbittlich um die Gunst der schönsten Geißen buhlen und sich wilde Verfolgungsjagden über steiles, felsiges Gelände liefern. Stichwort Jagd: Die ist kein Zuckerschlecken. Da kommen sogar so fitte Jägersmänner wie unser Benjamin ordentlich ins Schwitzen. Schließlich ist die Gams dem Jäger in Sachen Lungenvolumen und Sprungkraft um einiges voraus. Es dürfte inzwischen bekannt sein, dass Jäger einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Wildfauna leisten. Krankheiten wie Gamsblindheit und Gamsräude können, wenn kranke Tiere nicht rasch entnommen werden, ganze Populationen dahinraffen. Davon wussten die Jägersleut von ganz früher noch nicht so viel, der Aberglauben verschaffte dem Gamswild einen fast magischen Ruf: Besonders Gamsblut galt als Wundermittel und wurde teuer bezahlt, auch für Bezoare - Haarbälle aus dem Magen der Tiere – wurde einiges hingeblättert. Nur gut, dass wir es heute besser wissen.
Auf Pirsch mit Benjamin
Es gäbe noch so viel zu erzählen und zu schreiben über die Gams. Aber in „echt“ ist alles viel schöner. Deshalb mein gutgemeinter Rat: Kommt doch einfach zu mir ins Schnalstal. Der Benjamin nimmt euch gerne mal mit in die Berge und teilt seinen Wissensschatz mit euch. Hier schon mal ein paar Fragen, die er euch sicher gerne beantwortet: Wie unterscheidet man eine Geiß von einem Bock? Woran kann man das Alter einer Gams erkennen? Warum braucht es auf der Gamsjagd einen Pirschführer? Wie bereitet man einen Gamsbraten am besten zu? Warum sagt man „Hurra, die Gams?“
Herzlichst, euer Oberraindlhof